Florence von Gerkan, Sie sind seit „Hashirigaki“ aus dem Jahr 2000 bei allen großen Musiktheaterproduktionen von Heiner Goebbels für das Kostümbild verantwortlich, zuletzt für seine Inszenierung von „Delusion of the Fury“ von Harry Partch auf der Ruhrtriennale. Heiner Goebbels ist sehr entschieden in seinem Einsatz der künstlerischen Mittel auf der Bühne, das heißt Musik, Licht, Bühnenbild, Kostüme etc., die in ihrem je eigenen Wirken zusammenkommen müssen. Was bedeutet das für die Zusammenarbeit mit ihm?
Ich würde nicht sagen, dass Heiner Goebbels das getrennt voneinander betrachtet, sondern dass er jeden künstlerischen Beitrag – sei es Licht, Bühne, Kostüme, Requisite – wertschätzt. Was ich lieben gelernt und für mich selbst auch als Arbeitsform gefunden habe: Aus einer gemeinsamen konzeptionellen Vorarbeit, in der man Gedanken austauscht, Bilder betrachtet, Musik hört, Texte liest und im Modell ausprobiert und spielt, geht man mit den einzelnen künstlerischen Mitarbeitern in einen kollektiven Arbeitsprozess, der deshalb so fruchtbar wird, weil er so reich ist an dem, was jeder mitbringt. Und er kann ja nur dann so reich sein, wenn man emanzipiert wird und diesen Raum bekommt, um dazu beizutragen.
Bei der Aufführung von „Delusion“ in Bochum bewegen sich die mehr als zwanzig beteiligten Musiker in einer Selbstverständlichkeit über...