Jochen Sandig
von Jochen Sandig und Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Jochen Sandig, 1968 in Esslingen geboren, leitet gemeinsam mit Folkert Uhde das Radialsystem V und ist Geschäftsführer von Sasha Waltz & Guests. Auf seine Initiative geht die Gründung einiger bedeutender Berliner Kulturinstitutionen wie Kunsthaus Tacheles, Sophiensaele und Radialsystem zurück. Als Regisseur realisierte er 2012 das human requiem mit dem Rundfunkchor Berlin. Er ist unter anderem Mitglied im Rat für die Künste und der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Berlin.
RS: Welche Fähigkeiten von Opernsolisten erschweren beziehungsweise fördern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen für Musiktheater, wie es hier am Radialsystem produziert wird, besitzen sie beziehungsweise besitzen sie nicht?
Jochen Sandig: Der Dreh- und Angelpunkt in der Oper ist das Wechselspiel der Solisten innerhalb eines Ensembles, das neben Sängern auch aus Tänzern zusammengesetzt sein kann. Das Zusammenwirken von szenischem Spiel, körperlicher Präsenz, aber besonders auch die hohen musikalischen Fähigkeiten führen im Idealfall zu einem Gesamtkunstwerk. Ein solches zu kreieren, ist der Anspruch, den wir verfolgen, seitdem wir Oper machen. Wir haben uns mit Sasha Waltz & Guests dem Musiktheater vor allem deshalb mit großer Leidenschaft verschrieben, weil hier die verschiedenen Künste am stärksten integriert werden – Bewegung, Klang, Raum, Licht, Musik und Text miteinander verschmelzen. Damit das auch funktioniert, braucht man...