Mit „Chance 2000 – Partei der letzten Chance“, „Kunst und Gemüse, A. Hipler“ und „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ ist jetzt die Schlingensief-DVD-Edition von Frieder Schlaichs Berliner Filmgalerie 451 um drei weitere Boxen erweitert worden. Insgesamt 13 solcher DVD-Boxen gibt es nun, jeweils einem Film-, Theater- oder Kunstprojekt gewidmet, mit einer Laufzeit von 4285 Minuten. Das sind drei ganze Tage, die selbst Netflix-Junkies an ihre Grenzen bringen dürften – dabei bilden sie noch lange nicht das Ende dieser möglicherweise weltweit größten Dokumentation in den darstellenden Künsten. Etwas Ähnliches ist jedenfalls zum Schaffen eines einzelnen Künstlers nicht bekannt. Das anhaltende Interesse an Schlingensiefs Werk schafft Verästelungen in immer wieder neuen Kontexten, wie aktuell der von Alexander Kluge mitgestaltete Raum in der Hamburger Ausstellung „Hyper!“ zu den Verbindungen von Kunst und Popmusik (noch bis 4. August in den Hamburger Deichtorhallen) zeigt.
Mit „Chance 2000“ kann man in eine der spektakulärsten Aktionen Schlingensiefs eintauchen: den Abend der Parteigründung von Chance 2000 im März 1998 in einem im Prater der Berliner Volksbühne aufgestellten Zirkuszelt. Es war damals schwer auszumachen, ob es sich um eine echte Parteigründung in dem die Ära Helmut Kohl beendenden Bundestagswahlkampf handelte oder um eine künstlerisch-politische Intervention....