Früher habe ich immer heftig bestritten, dass meine beiden Berufe etwas miteinander zu tun haben, denn es sind ja zwei verschiedene Welten. Aber es stimmt schon: Meine Motivation war in beiden Fällen die gleiche. Und wenn ich von „perversem Interesse“ spreche, dann ist das provokativ gemeint, denn ich bin überzeugt, dass jeder das in sich hat. Jeder! Die Provokation soll helfen, das zu akzeptieren. Ich habe schon in meiner Zeit als Heilpädagoge fasziniert die Bewegungen der Jugendlichen beobachtet. Die haben mich sehr verwirrt, ich habe aber auch eine gewisse Schönheit darin entdeckt. Die Jugendlichen sagten mir dann, dass ihnen mein aufrichtiger beobachtender Blick sehr gefällt, denn das Demütigendste für sie sei, wenn jemand ihren Blick streift und sofort wieder wegsieht. Das tat ich eben nicht und tue es bis heute nicht. Inzwischen bin ich eine Art „professioneller Voyeur“, aber ich bin, wie gesagt, davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Voyeur ist, ob nun professionell oder nicht.
Ja, das glaube ich auch, allerdings hat jeder seinen eigenen Fokus für diese Neugier.
Das stimmt. Bei uns ist es so, dass die Themen, mit denen wir arbeiten, und die Leute, mit denen ich es tue, durchaus einen Bezug zu dem haben, was sie...