Essay
Haut-an-Haut
Zu Geschichte, Konzept und Werken von Overhead Project
von Melanie Suchy
Erschienen in: Arbeitsbuch 2022: Circus in flux – Zeitgenössischer Zirkus (07/2022)
Assoziationen: Zirkus
Immer zu zweit. Aber man muss sich darauf nicht festlegen. Eingespielt heißt nicht zusammengeklebt, und Spielregeln lassen sich verändern. Overhead Project hat sich verändert, grundlegend, und ist sich treu geblieben. Das ist eine der Besonderheiten der Kompanie. Sie fing 2008 an als Label zweier Akrobaten, Tim Behren und Florian Patschovsky; inzwischen leitet Tim Behren sie allein. Als das Duo 2009 nach Köln zog und schon gleich das Publikum bei einem kleinen Tanzfestival begeisterte – die Tanzkritikerin ebenso –, musste es sich zunächst als Einheit mit eigenem Namen erklären. Denn es trat auf mit einem zehnminütigen Duett aus dem Gruppenstück „[How To Be] Almost There“ des Freiburger Ensembles HeadFeedHands. Overhead Project, als Produktionspartner benannt, hatte sich aus geografisch-strategischen Gründen in der Großstadt niedergelassen. Die Idee ging auf für die beiden, Hand-auf-Hand, Füße auf Händen und kopfüber. Mit diesem wunderbaren „How“-Duett fuhren Behren und Patschovsky etliche Preise ein: auf Tanzfestivals! Der zeitgenössische Tanz hat viele Spielarten, auch weil er sich gern Impulse und Elemente von überall pflückt, neugierig, selbstkritisch. Aber dass jemand dem anderen auf die Schultern steigt wie im Schlafwandel, als schaue er über die Wolken der eigenen Träume hinaus, oder sich nachtmahrartig auf die Knie des Sitzenden hockt, diese Meisterung...