In einigen Städten brodelt es gewaltig. Während die einen den Migrationszustrom als eine Bereicherung für das gesellschaftliche Miteinander preisen, rufen andere den Untergang des Abendlandes aus. Und die Schauspielhäuser? Die sollen oder dürfen moderieren und den Dialog fördern. Leichter gesagt als getan. Wie man dieser hehren Aufgabe gerecht werden kann, zeigen zwei Theater, deren soziales Biotop kaum bunter sein könnte: Pforzheim und Mannheim, beides Städte mit hohem Migrantenanteil und nicht minder hohen Zustimmungswerten für die AfD.
In der badischen Goldstadt Pforzheim setzt man ganz auf Konfrontation und die Flucht nach vorn. Gelebt wird Integration, indem man die Geflüchteten direkt auf die Bühne holt. Zum Beispiel in Thomas Münstermanns Inszenierung von Brechts „Die Dreigroschenoper“, wo die „Neuen“ als Teil der Bettlerplatte das tragische Schicksal gesellschaftlich Ausgegrenzter verkörpern, das gewissermaßen auch ihr eigenes ist. Oder in dem Stück „Newcomer – Geschichten vom flüchtigen Leben“ unter der Regie von Antonia Schirmeister: Geprägt von der faschistischen Ideologie, sind die Protagonisten dieses Dramas, größtenteils dargestellt von jungen Geflüchteten, zu seelenlosen Gewaltmaschinen degeneriert. Es ist eine Parabel auf die Radikalisierung junger Menschen, wobei der Text bewusst mit einer Umkehrfigur spielt, insofern die Migranten als häufige Opfer von Diskriminierung nun zu Tätern werden – nicht, weil sie...