Das Licht setzt Zeichen
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Ein deutlich begrenztes Licht (Spot) in einem leeren Raum schafft einen besonderen Aufmerksamkeitskreis und einen umgebenden Raum. Also zwei Räume. Sie haben eine unterschiedliche Intensität. Das Kleine wird wichtiger im begrenzten Licht, deutlicher und erkennbarer, und setzt sich von der Umgebung ab. Doch man sieht nicht nur „die im Lichte“, man ahnt auch „die im Dunkeln.“ Also setzt das Licht ein Zeichen für eine unterschiedliche Aufmerksamkeit.
Eine ganz praktische Übung
Hat man die technische Möglichkeit, dann „verfolge“ man eine Szene, die sich schon geformt hat, mit einem Spot. Man stellt einen Spieler in die besondere Aufmerksamkeit des Lichtkegels. Wenn er eine anfängliche Verunsicherung, die aus einer solchen „Ausstellung“ entstehen kann, abgelegt hat, wird er intensiver handeln. In diesem Licht kann er sich nur schwer verstecken. Er wird aus seiner Umgebung hervorgehoben und steht unter ständiger Beobachtung. Er wird überallhin verfolgt. Erist nie Randfigur. Der Spieler wird öffentlicher. Erist immer präsent. Nebenbei macht ein solches Im-Licht-Sein auch Spaß. Es erinnert an Taschenlampenspiele aus der Kindheit.
Diese Hervorhebung des Lichts kann auch dramaturgisch genutzt werden, indem jener Spieler ausgestellt wird, der die Handlung führt, oder jener, der überhaupt nicht im Mittelpunkt der Handlung steht, aber durch das besondere Licht eine Bedeutung bekommt....