Seneca kann und kann nicht sterben. Weder das Öffnen seiner Adern noch das Leeren des Schierlingsbechers oder das Untertauchen in einem Bassin bringt ihm die Erlösung. Sodass zuletzt doch der gefürchtete Centurio Felix eingreifen muss. Er hatte das von Nero ausgesprochene Urteil an dessen einstigen Lehrmeister überbracht. Dass dem großen Rhetoriker die Wahl geblieben war, sich selbst zu töten oder sich durch den Boten exekutieren zu lassen, war dabei als Privileg zu verstehen. Doch Seneca versagt. Statt entschieden Hand an sich zu legen, versucht er, Zeit zu schinden. Und er redet unentwegt, brabbelt, deklariert, lallt, spricht zu imaginären Zuhörern. Er, der große Stoiker, der zeitlebens Gelassenheit und Milde gepredigt hat, endet als unverbesserliche Plaudertasche, ganz ohne Publikum. Eine Müllhalde am Rande der Stadt wird zu seinem Grab.
Zum Abschluss der knapp zwei Stunden währenden Tour de Force durch die letzten Momente des im Jahr 65 nach Christi gestorbenen Seneca greift Regisseur Robert Schwentke parodistisch in die Tastatur des Horrorkinos. So wie Vampire, Zombies oder andere Wiedergänger oft nur unter größten Schwierigkeiten niederzuringen sind, so kämpft bei ihm ein Philosoph gegen sich selbst. Er ist gleichzeitig Monster und Opfer, er kann deshalb nur verlieren. Aber das dauert. Auch sonst spart die...
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