Auf solch eine Idee können nur die Russen kommen? Nein, die Idee kommt von Lothar Trolle, der in „Märkisches Fragment 1945“ aus einem administrativen Akt der Besatzungsmacht mittels ansatzloser Volte einen geschichtsphilosophischen Mikroexkurs verfertigt. Eigentlich besteht dieser dann nur in der Nennung des Namens Karl Marx. Es bleibt also eine Leerstelle (angewandte negative Dialektik). Die darin liegende Drohung, die Marx und das Rasiermesser zusammenbringt (Vorsicht Waffe!), verläuft sich in der Wiederholung dann freilich im Absurden. Das von der sozialistischen Siegermacht verbotene Rasiermesser wird zwangsläufig dazu führen, dass nun bald alle unrasierten kleinen und großen Nazis wie Karl Marx aussehen! So die behauptete Kausalität. Jedoch, wollen die das denn? Wer jetzt vorschnell Nein sagt, erweist sich als Trolles kriminalistischen Energien noch nicht gewachsen.
Dieses offensive Fragment, das Nähmaschine und Fasan unterm Regenbogen, nein, Rasiermesser und Karl Marx unter sowjetischer Besatzung nur eine sehr kurze Begegnung gönnt (Futurismus gehört in diesem Land unter Artenschutz gestellt!), erinnert an den vielleicht Einzigen, der sich Trolles labyrinthischlistigen Umgehungsversuchen der Welt als Alltag und Wahnsinn jederzeit gewachsen zeigt: seinen Freund, den schreibenden und zeichnenden Gesamtkünstler Horst Hussel. Mit ihm fährt er am Wochenende gelegentlich zwecks aphoristischer Bestandsaufnahme über märkisches Land, von Dorfkirche zu Dorfkneipe. Mehr Realismus...