Schwieriger Anfang – Leben und Tod
von Bruno Flierl
Erschienen in: Selbstbehauptung – Leben in drei Gesellschaften (05/2015)
Am 2. Januar 1952 begann ich, 25-jährig, meine berufliche Arbeit in der DDR, nicht als praktischer Architekt, zu dem ich ausgebildet worden war, sondern als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Theorie und Geschichte der Baukunst an der Deutschen Bauakademie, hoffnungsvoll und fest entschlossen, mir dort das Wissen aneignen zu können, das ich brauchte, um in die vielfältigen wechselseitigen Beziehungen von Gesellschaft und Architektur unter sozialistischen Zielsetzungen und Bedingungen fundiert eingreifen zu können.
Die Deutsche Bauakademie war nach einem Jahr der Vorbereitung im Dezember 1951 offiziell konstituiert worden, in der Tradition der 1799 in Berlin gegründeten und später von Karl Friedrich Schinkel und Christian Peter Wilhelm Beuth geleiteten Bauakademie, wie sie bis 1878 bestand, nun aber nach dem sowjetischen Vorbild der Architekturakademie in Moskau entwickelt werden sollte – unter der Leitung von Kurt Liebknecht, der zum Präsidenten der neuen Bauakademie berufen worden war. Ihr Hauptsitz befand sich in einem ehemaligen Gebäude des Veterinärmedizinischen Instituts der Humboldt-Universität, Hannoversche Straße 30, das Hans Scharoun nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg für das von ihm bis zur Gründung der DDR geleitete Institut für Bauwesen an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin aufgebaut und umgestaltet hatte. Dieser Schritt zur Zusammenführung und Verselbständigung der Forschung auf...