Proben begleitende, gültige Altwahrheiten
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Aus dem Talmud:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
Eine Bearbeitung für eine szenische Anwendung:
Achte auf die Worte, denn sie enthalten Gedanken.
Achte auf die Gedanken und suche nach Handlungen.
Achte auf die Handlungen, sie schaffen Situationen.
Achte auf die Situationen, sie machen Charakter.
Achte auf den Charakter. Du brauchst ihn bei Problemen und Konflikten.
Achte auf Probleme und Konflikte. Sie schaffen Gedanken, Worte, Situationen, Charakter, Entwicklungen – und Lösungen!
Schon Aristoteles (384 – 322 v. u. Z.) fordert die Gleichzeitigkeit vom Wahrscheinlichen, Vernünftigen und Überraschenden des jeweils nächsten Satzes, der nächsten Szene, des nächsten Schrittes. Er verlangt nach Geschichten, die einen Anfang und ein Ende haben, die einem musikalisch-rhythmischen Prinzip der Aufbaustrukturen folgen. Er verlangt, diese nachvollziehbar zu gestalten und durchschaubar zu halten und so – wie ausgeführt oder fragmentarisch auch immer – das Publikum am Ablauf der Geschichte zu beteiligen.