Der Schauspieler und Familienpatriarch James Tyrone wirkt wie ein Fels in der Brandung. Wenn er auf dem einzigen Sessel sitzt, den es in Philip Bußmanns Breitwand-Bühnenbild gibt, scheint ihn nichts wirklich erschüttern zu können. Die anderen mögen mit ihren Gefühlen und ihren Ängsten so viel kämpfen, wie sie wollen. Er bleibt die Ruhe selbst. Doch das ist alles nur Spiel, eine über Jahre errichtete Fassade. Innerlich gärt es in dem Mann, der immer noch von seinen Kindheitserinnerungen getrieben wird. Er ruht keineswegs in sich selbst, sondern schmort in seinem eigenen Saft, auf kleiner Flamme zwar, aber die Zeichen, die André Jung setzt, sind unmissverständlich. Seine Bewegungslosigkeit täuscht Gelassenheit nur vor. Je länger man Jung dabei zusieht, wie er regungslos dasitzt und mit teilnahmslosem Blick ins Leere starrt, desto brüchiger erscheint einem dieser James Tyrone. Was erst stoisch wirkt, offenbart sich als Ausdruck einer unendlichen Müdigkeit. Dieser Mann hat seine Schlachten mit der Welt, mit seiner Familie und mit seinen eigenen Dämonen längst geschlagen, und er ist nicht als Sieger vom Feld gezogen. Nur will er das weder sich selbst noch den anderen eingestehen.
Die Familie, die Eugene O’Neill in seinem autobiografisch geprägten Stück immer tiefer in ein existenzielles Dunkel versinken...