Von A bis Z
von B. K. Tragelehn
Erschienen in: B. K. Tragelehn – Im Sturz. Sag Ja. Geh weiter. (04/2023)
In Tragelehns Papieren, diesem Berg und Werk, herrscht eigentümliche Ordnung: Unordnungen, die er liebt. Wieder die alte Praxis: Es gibt Dinge, die hören nie auf. Jeder Text Fragment, der von anderen Texten bedrängt wird. Gedanken kommen einander in die Quere. Wenn man es nicht in Passformen zwingt, passt alles. Zueinander, gegeneinander. Jedes Beieinander behält Widerhaken. Ein kleines Alphabet seiner Reflexionen muss also ein bisschen prunken mit Vermeidung von Ordnung. In einem früheren Essayband sprach er vom „Vollgestopften“; das Geschriebene möge einem Baukasten gleichen, gut gefüllt bis zum Rand, den niemand aufräumt, und aus dem in Wahrheit nie jenes Gestänge, jenes Gerüst, jenes Gebäude entsteht, von dem abschließend gesagt werden darf: Fertig! So also muss ein ABC seiner Äußerungen sein: Übersichtsscheu, Mischung, Durcheinander.
Ein Text über Uwe Johnson aus dem Jahre 2003 enthält eine typische Anmerkung: „Die Zitate haben keine Anführungszeichen. Wissenschaftler, wenn sie reden, müssen immer sagen: Zitat, und: Zitatende. Ich muss nicht. So sind neben den Zitaten, die der Text als solche anführt, noch einige versteckt: zwei von Brecht, vier von Benjamin, eins von Goethe. Finden Sie sie.“
Antibürger
Brecht ein Antibürger? Ach, was heißt denn bürgerlich? Das ist so ein Schlagwort. Die Münchener Bürgerlichkeit ist eine wirkliche Tradition,...