Herr Brankatschk, Sie gehören einer Familie an, die seit Generationen sorbische Traditionen pflegt. Der Onkel ihrer Großmutter, Johann Schneider, gründete das sorbische Theater, Ihre Mutter, Janina Brankatschk, war vierzig Jahre im Ensemble des Bautzener Theaters, ihre Schwester Anna-Maria ist hier ebenfalls Schauspielerin. Und auch Sie gehören seit 2003 dem Bautzener Ensemble an. Ist das eine ungebrochene Familientradition, in der Sie stehen?
Nein, nicht ungebrochen. Da gab es frühe Aufbrüche und Abbrüche. Der wichtigste Schritt in meinem Leben war, dass ich im September 1989 über Ungarn aus der DDR in den Westen geflohen bin.
Warum?
Ich war damals zwanzig und hatte eine Band, mit der wir in Dresden sogar zusammen mit Feeling B aufgetreten sind. Die wurde verboten. Ich wusste, dass ich in der DDR keine Zukunft hatte – mir war alles zu eng und zu dumm geworden. Ich wollte nur noch raus; ich ging ohne Abschied, ohne an Rückkehr zu denken. Nicht mal von meiner Mutter habe ich mich verabschiedet – sie hat mir verziehen.
Und wo gingen Sie hin?
Zuerst nach Stuttgart. Da habe ich mich nicht wohlgefühlt. Ich habe als ostdeutscher Migrant ähnliche Erfahrungen gemacht wie manch Flüchtender in unseren Tagen. Das war nicht die weite Welt, in...