Wer sich noch gut an den tremolierend euphorischen Beginn der Spielzeit 2009/2010 am Schauspiel Frankfurt unter dem damals neuen Intendanten Oliver Reese erinnert, merkt bei der Spielplanpressekonferenz seines Nachfolgers Anselm Weber gleich, dass hier jetzt ein anderer Wind weht: Unaufgeregt und vernünftig präsentiert sich das neue Leitungsteam. Dass die kurz nach Amtsantritt entbrannten Diskussionen um die kostenintensive Sanierung beziehungsweise Neuerrichtung der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz die Laune nicht gerade heben, scheint logisch. Bekannt ist auch der Umstand, dass die Frankfurter Riesenbühne im Schauspielhaus Regisseure sowie Schauspielerinnen und Schauspieler regelmäßig vor Herausforderungen stellt. Mit einer stattlichen Portalbreite von 24 Metern und 40 Metern Tiefe ist sie die größte Sprechbühne im deutschsprachigen Raum. Und ja, Sie haben richtig gelesen: Regisseure. Regisseurinnen kommen im Schauspielhaus nämlich leider keine zum Zuge, was natürlich skandalös ist, auch wenn die stellvertretende Intendantin und Chefdramaturgin des Hauses, Marion Tiedtke, glaubhaft versichert, sie habe so einige Frauen angefragt, die ihr aus den unterschiedlichsten Gründen abgesagt hätten.
Wie dem auch sei, es war mehr als ein kluger Schachzug des Regisseurs Jan Bosse und seines Bühnenbildners Stéphane Laimé, das Haus zum Auftakt der neuen Intendanz in eine rundum bespielbare Arena zu verwandeln. Bosses zuschauerfreundliche Version von „Richard III.“ mit Wolfram...