Bericht
Im Staunen verbunden
Das Festival Zeit für Zirkus zeigt zeitgenössischen Zirkus zwischen Innovation und Rekurs.
von Yaël Koutouan
Assoziationen: Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen Zirkus
Erschienen am 26.11.2024
Zugegeben, wenn ich an Zirkus denke, tun sich in mir Welten auf, die ich nicht miteinander vereinen kann. Ich denke in erster Linie an Gewalt. Ich denke an domestizierte Tiere, die willenlos im Kreis laufen, auf den Hinterbeinen stehen und so gebrochen sind, dass sie aus Angst vor dem Peitschenhieb alles tun würden. Ich denke auch an fantastische Shows, an Akrobat:innen, an Clowns, an Darbietungen, die mich staunen und vergessen lassen, was gerade ist. Ich denke an leuchtende Kinderaugen, an bunte Zelte, an Popcorn und an Hagenbeck und Völkerschauen, an Eskapismus für weiße Menschen und welche mit Geld. Dementsprechend weiß ich nicht so ganz, was mich beim „Zeit für Zirkus“-Festival erwarten wird. Was macht den zeitgenössischen Zirkus zeitgenössisch? Was bedeutet zeitgenössisch heute?
Bei „Zeit für Zirkus“ handelt es sich um das bundesweite Format der europäischen „Nuit du Cirque“, die 2019 ins Leben gerufen wurde. Drei Tage lang werden deutschlandweit an 44 Spielorten in 20 Städten der zeitgenössische und neue Zirkus in seiner ästhetischen Vielfalt präsentiert. Seit der ersten deutschen Festivalausgabe 2020 gewinnt „Zeit für Zirkus“ an Zuwachs und Aufmerksamkeit, die sich allerdings bisweilen noch nicht in Förderstrukturen widerspiegelt, so Jenny Patschovsky aus dem Projektbüro Neuer Zirkus Ruhr. Motor der Entwicklung...
Erschienen am 26.11.2024