Unter dem Motto „Egoismus vs. Solidarität“ beschoss Patrick Wengenroth im zweiten Jahr seiner Leitung des Brecht-Festivals in Augsburg die „Gegenwart mit Brecht und Brecht mit der Gegenwart“. Es sollte „kein jammervolles Echo der uns umgebenden Krisen sein, sondern vielmehr Lust darauf machen, diese Krisen durchstehen zu wollen“, so Wengenroth. Ein dichtes Programm aus allein drei Gastspielen, der Eigenproduktion „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“, Kooperationen mit der örtlichen freien Szene, Workshops für Schülerinnen und Schüler, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen zielte auf eine lange Woche mit intensivem Kontakt vor, auf und hinter der Bühne.
Viel stand zur Debatte, die Konflikte und Unsicherheiten unserer Zeit sollten Eingang finden. Die Themen Feminismus, Migration, Angst, Neue Rechte und Nazismus aufzunehmen, ohne sie schlicht mitzunehmen, ist ein hehres Anliegen, doch zu meistern ist es schwer und gerät schnell ins Schlingern. Die verschiedenen Themenstränge mochten nicht recht zusammenhalten und brachen sinnbildlich bei einer Podiumsdiskussion zum Motto des Festivals auseinander. Geladen waren die Autorinnen Kathrin Röggla und Stefanie Sargnagel sowie Bazon Brock, seinerseits Kunsttheoretiker. Zur inhaltlichen Debatte kam es kaum, dafür zu harschem Gebaren von Brock gegenüber den weiblichen Podiumsgästen und einer Moderation, die sich unfähig zeigte, Struktur zu schaffen oder gar zu wahren, was nicht nur auf...