Akteure
Die Stimme starker Frauen
Die finnisch-schwedische Künstlerin Frida Österberg ist eine Grenzgängerin zwischen Schauspiel und Oper
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Akteur:innen Anna Bergmann Badisches Staatstheater Karlsruhe

Romantische Liebe gibt es für Julia nicht mehr. Sie watet durch Blutlachen. Die Welt um sie herum ist zertrümmert, zerschlagen von den verfeindeten Familien Capulet und Montague. Gefangen in einem Leichentuch aus durchsichtiger Plastikfolie, haucht die Schauspielerin Frida Österberg William Shakespeares Protagonistin Kraft und Mut ein. „Meine Traumrolle“, findet die finnische Künstlerin, die in Schweden aufgewachsen ist. Die Inszenierung von Anna Bergmann am Staatstheater Karlsruhe habe sie nachhaltig geprägt.
Die Regisseurin, bis 2024 Schauspieldirektorin in Karlsruhe, erzählte die Geschichte aus der Perspektive Julias. Radikal brach sie die Zeitebenen, arbeitete in den jeweiligen Akten mit unterschiedlichen Übersetzungen. Ein Regiekonzept, das der selbstbewussten Schauspielerin und Sängerin Österberg lag. Frauen als hilflose Opfer der Gesellschaft zu zeigen, ist ihre Sache nicht.
Wenn die sportliche Künstlerin auf der Bühne steht, strahlt sie Stärke aus. Ihr kraftvoller Mezzosopran trifft ins Mark. Songs von Clemens Rynkowski entfesselten die Gefühle, die Julia nicht mehr verdrängen will: „Let it burn, till I see you again.“ Das Feuer der Leidenschaft schwingt in der Stimme mit. Sie presst die Töne, flüstert und schreit. Dass Bergmann den Konflikt der verfeindeten Familien auf die Geschlechter zuspitzt, das hat Österberg überzeugt. In den wilden, ungestümen Liebesszenen peitscht die Spielerin ihren Körper an eigene...
















