Pilsen hat ein hektisches Jahr hinter sich. Als Kulturhauptstadt Europas 2015 gab es im fast wöchentlichen Rhythmus Festivals und Events, die Bewohnern wie Besuchern die Stadt noch schmackhafter machen sollten. Eines der Großevents war das Internationale Theaterfestival: Bereits zum 23. Mal lud das Mezinárodní Festival Divadlo ausgewählte Inszenierungen aus dem In- und Ausland ein. Und um den Titel standesgemäß zu feiern, wurde die diesjährige Edition als groß angelegter Theatermarathon veranstaltet, der eine beachtliche Bandbreite bot: kleinere, avantgardistische Inszenierungen reihten sich neben internationalen Festivalrennern wie dem von der Berliner Schaubühne kommenden „Volksfeind“ (Regie Thomas Ostermeier) ein.
Während des fünftägigen Hauptprogramms pendelten die Besucher zwischen vier Theatern, der zum alternativen Hotspot umgebauten Industriehalle Depo 2015 und einem Zirkuszelt hin und her, um 18 Inszenierungen zu besuchen.
Als Eröffnungsinszenierung wurde Kornél Mundruczós Bearbeitung von Johann Strauss’ „Die Fledermaus“ gewählt: keine Galastimmung, sondern Silvesterfeier im Hospiz. Keine Opernsänger, sondern ein Dirigent, der den Akteuren vom Bühnenrand aus zaghaftes Seufzen, Atmen und Röcheln vorgab, was das Motiv der Inszenierung, die Frage nach der moralischen Vertretbarkeit und Kapitalgewinnung von Sterbehilfe, noch einmal apostrophierte.
Skutr forderte das Publikum gleich zweimal heraus. Martin Kukucka und Lukáš Trpišovský, die das Regieduo bilden, zeigten nicht nur ihre Inszenierung von „Eugen...