„Damit der Arsch euch nicht erkalte, geht es wieder auf die Halde!“ Mit diesem Spruch aus DDR-Zeiten machten Wehrpflichtige und (männliche) Studenten ihre mittelbaren Erfahrungen mit der SDAG Wismut, die ihre militärische Grundausbildung auf den Bergbauhalten von Selingstädt und Ronneburg in Ostthüringen „genießen durften“. Sehr viel direkter berichten an der Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels nun zwei weibliche und vier männliche Akteur:innen reiferer Jahrgänge in strahlenraumtypischen „Gelbmännern“ von ihren direkten Erfahrungen im weltgrößten uranfördernden Unternehmen. Denn die Bezeichnung „Wismut“ diente nur der Tarnung für das, wonach wirklich zwischen Gera, Dresden und dem Erzgebirge geschürft wurde: Uranhaltiges Erz für sowjetische Kernkraftwerke und Atombomben.
Wie oft an Bürgerbühnen zu erleben, sprechen die Akteurinnen und Akteure vor allem durch ihr authentisches, ehrliches und Sympathie weckendes Auftreten an. Allerdings berichten und erzählen sie meistens, wodurch das Dresdner Stück ein wenig wortlastig gerät und mehr Szenerie vertragen hätte. Im Rücken der Zuschauer:innen in der ehemaligen Probebühne des Kleinen Hauses läuft ständig ein Textmonitor mit, und trotzdem muss der Souffleur während der reichlich hundert Minuten Spielzeit mehrmals weiterhelfen. Es beginnt aber theatralisch. Im Bergesdunkel wird die maßlos traurige alte Geschichte von einem verschütteten jungen Bergmann erzählt, dessen Braut ihm dennoch sechzig Jahre treu bleibt, bis dessen Überreste...
Erschienen am 13.12.2022