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Weder zeigen noch verbergen
Ein Forschungsworkshop in Bern erkundet das Sprechen im gegenwärtigen Theater – ein Teilnehmerbericht
von Frank Schubert
Erschienen in: Theater der Zeit: Wovon lebt der Mensch? – Wolfgang Engler und Klaus Lederer (02/2018)
Das Team um die Sprechwissenschaftlerinnen Julia Kiesler und Claudia Petermann lud Ende November 2017 zum Forschungsworkshop „Praktiken des Sprechens im zeitgenössischen Theater“ an die Hochschule der Künste in Bern. Selbst die Veranstalter waren von der Zahl der Anmeldungen überrascht. Die Tagung bildete den Abschluss des vom Schweizerischen Nationalfond geförderten Forschungsprojekts „Methoden der sprechkünstlerischen Probenarbeit im zeitgenössischen deutschsprachigen Theater“ und wurde zu einem inspirierenden Aufbruch. Kiesler und Petermann thematisierten aus ihrer Praxisbeobachtung heraus insbesondere Musikalisierungsprozesse, intertextuelle Arbeitsweisen, Methoden der Textgenerierung und ein verändertes Figurenverständnis. Sie eröffneten damit die Diskussion um Perspektiven für eine zeitgenössische Theaterausbildung.
Für den Workshop wurden hervorragende Referenten gewonnen, die diese Tendenzen vertieft diskutierten. Heiner Goebbels setzte sich zu Beginn in seinem Vortrag mit (s)einer Sprache auseinander, in der sich „die Dinge weder zeigen noch verbergen“, und riss damit das ganze Spektrum der sprachlichen und stimmlichen Möglichkeiten auf. Christina Laabs stellte in ihren abschließenden Ausführungen zur Podiumsdiskussion die Notwendigkeit in den Mittelpunkt, dass postdramatische Darstellungs- und Sprechformen bereits während des Studiums, in Szenenstudien und Projekten, abverlangt werden. In weiteren Vorträgen von Anja Klöck, Eva Maria Gauß und Florian Reichert sowie in Workshops von Franziska Baumann, Gabriella Crispino, Peggy Mädler und Bernd Freytag wurde an zwei Tagen der Frage...