Martin Ambara, Leiter und Regisseur des OTHNI – Laboratoire de Théâtre de Yaoundé in Kamerun, hat für seine vierte Koproduktion mit dem Ringlokschuppen Ruhr Heiner Müllers erratisches Hamlet-Kondensat „Hamletmaschine“ einer postkolonialen Relektüre unterzogen. Schon 2013 war der Text Ausgangs- und Fluchtpunkt für die gemeinsam mit dem Bochumer kainkollektiv entstandene Arbeit „Fin de Machine / Exit. Hamlet“.
Abermals dient Müllers Material als Folie, hinter der die afrikanische Erfahrung, gespeist aus den vielfachen Zurichtungen des Kolonialismus und des auf mehreren Ebenen stattfindenden Identitätsverlusts, sichtbar wird. Die Landnahme des Bodens, die Vernichtung der Körper, die Auslöschung der Identitäten gehen einher mit einer über Jahrhunderte gültigen Tilgung der eigenen Geschichte durch den Kolonialismus. Das Davorliegende hat keinen Raum und führt zu der Frage, wer Afrika, wie wir es heute kennen, eigentlich erfunden hat.
Einer kamerunischen Tradition folgend, bittet Ambara darum, sich rückwärtsgewandt dem Ort der Toten zu nähern. Wie die Uraufführung der „Hamletmaschine“ 1979 durch Jean Jourdheuil findet der Abend in französischer Sprache statt, in Worten der einstigen Kolonialmacht, simultan übersetzt via Kopfhörer. So treten wir rückwärts ein, in einen vielschichtigen Echoraum der Gegenwart. „Gewisper und Gemurmel“, „BLABLA, im Rücken die Ruinen von Europa“, die aus dieser Perspektive „die Ruinen Afrikas“ sind. Nahe am...