Protest gegen die Eliten und rechte Selbstverzauberung
von Bernd Stegemann
Erschienen in: Das Gespenst des Populismus – Ein Essay zur politischen Dramaturgie (01/2017)
Statt in einer Welt, die sich im Fluss befindet, Sicherheit und Stabilität zu bieten – besonders denen, die sich als Opfer dieser neuen globalisierten Welt fühlen –, gießen sie Öl in das Feuer der Veränderung. Die Eliten pflegen einen abschreckenden Anpassungs- und Veränderungsdiskurs. René Cuperus13
Je prekärer die Lebensbedingungen werden und je gesetzloser zugleich das soziale Umfeld ist, desto perspektivloser erscheint immer mehr Menschen das eigene Leben. Wem täglich gepredigt wird, dass offene Grenzen den Wohlstand mehren, er aber in seiner Nachbarschaft z. B. einen stetigen Wechsel ausländischer Bewohner erlebt14, zu denen keine soziale Bindung aufgebaut werden kann, für den ist Migration vor allem eine Zerstörung seiner Lebenswelt. Der wachsende Erfolg, mit dem sich der Rechtspopulismus gegen den Globalisierungsdiskurs auflehnt, beruht auf dem Missverhältnis zwischen dessen beschönigenden und belehrenden Beschreibungen und den alltäglichen Erfahrungen, die Ratlosigkeit und Wut erzeugen. Das rechtspopulistische Sprechen reagiert auf die tabuisierende Sprechweise des liberalen Diskurses mit einer besonderen Lust an der radikalen Formulierung. Zugleich stellt es dem erklärenden Sprechen die Forderung entgegen, dass es nicht an beschwichtigenden Worten fehlt, sondern an einer Veränderung der Lage.
Unter diesem Konflikt um die Kommunikationsart, mit der soziale Probleme öffentlich gemacht werden sollen, liegt aber ein...