Arbeiten bis zum Umfallen. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von „interessierter Selbstgefährdung“. Das mutet wissenschaftlich an, doch so würden Arbeitende ihren Zustand in einer globalisierten, immer schneller werdenden Arbeitswelt wohl kaum beschreiben. Hört man den vier namenlosen Figuren zu, die Alexandra Badea in ihrem Stück „Zersplittert“ sprechen lässt, wird einem beklommen zumute. Zwei Frauen und zwei Männer arbeiten auf drei Kontinenten für dasselbe globale Kommunikationsunternehmen. In Bukarest hat eine Entwicklungsingenieurin das Unternehmensziel „Exzellenz“ derart verinnerlicht, dass sie auch ihr Privatleben danach ausrichtet – indem sie Kind und Babysitterin, Raumtemperatur und Mahlzeiten rund um die Uhr überwacht, um sie so optimieren zu können. In Dakar teilt ein Teamleiter neuen Arbeitskräften französische Namen zu im Glauben, ihnen so effektiver französisches Gedankengut einzutrichtern. Wer nicht mitmacht, fliegt raus.
In Lyon hat der Head of Quality seinen Wohnsitz, doch taucht er dort selten auf. Die Kommunikation mit der Familie findet primär über Skype statt; der Kontakt zum Sohn erschöpft sich im Satz: „Wie geht’s dir, kleiner Räuber?“ Dass der Manager dabei in einem anderen Internetfenster mit einer außerehelichen Bekanntschaft chattet, ist bezeichnend für einen Mann, der sich immer fremder wird. In Shanghai wiederum steht eine Frau am Fließband. Ihre Arbeit ist eisern reglementiert –...