Theater der Zeit

Essay

Ist der Krieg dramatisch?

von Julius Hay

Erschienen in: Theater der Zeit: Surrealismus und was man dafür hält (12/1946)

Assoziationen: Dramaturgie Debatte

I.

Nehmen wir an, ein reißender Fluß steigt eines Nachts aus seinen Ufern, überflutet Städte und Dörfer, beraubt Tausende, Zehntausende in wenigen Stunden ihres Obdachs, jagt vom Schrecken gepackte, ein nie geahntes Unglück verspürende, den Untergang aller Erfolge ihres Lebenswerks beklagende Männer und Frauen, zitternde, frierende, am Anfang eines wohl lange nicht aufhörenden Hungers verständnislos staunende Kinder, herrenlose, ihrem Verenden entgegenheulende Haustiere auf die Landstraßen, deren abbröckelnde Ränder vom Wasser schon unterhöhlt sind … Das ist ein Vorgang, den die Alltagssprache „dramatisch“ nennt. Die Dramaturgie kann ihn nicht dramatisch nennen. Den Kampf der Menschen mit den Naturkräften kann wohl die Epik darstellen. – Das Drama ist dazu nicht geeignet.

Nehmen wir aber aus der Menge der obdachlosen Opfer eine Handvoll Menschen heraus, sagen wir zwei Familien eines überfluteten Dorfs, Menschen, die durch die verschiedensten Gefühle, durch Sympathie, durch Haß, durch Neid, vielleicht durch Liebe, Rache, Mißtrauen, Dankbarkeit oder von beliebigen andern Gefühlen aneinander gebunden sind. Diese Gefühle fristeten jahrzehntelang ein kaum merkliches Dasein wie Glut unter der Asche, fast unsichtbar, aber nicht erlöschend. Jetzt entfachen das unverhoffte enge Zusammensein, das Aufeinanderangewiesensein, die Lockerung der gesellschaftlichen Hemmungen, die Stunde des Untergangs diese Glut zu loderndem Brand. Die Kämpfe, die der Alltag...

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