Claudia Bauer, Sie haben in Ihren Inszenierungen immer wieder mit Chören gearbeitet, zum Beispiel am Schauspiel Leipzig in „Metropolis“, „Und dann“, „Die Ermüdeten“ und „89/90“, auch in Franz Kafkas „Amerika“ am Staatstheater Hannover. Was ist ein Chor?
Ein Chor ist eine Anzahl von Personen, die keine Figuren sind, sondern die überfigürlich etwas gemeinsam tun. Das können auch drei Personen sein, es müssen nicht zwanzig sein. Wenn Schauspieler zusammen etwas Überfigürliches machen, kann man also von Chor sprechen. Chöre auf der Bühne habe ich in verschiedensten Formen oft eingesetzt. Das ist zwar anstrengend, aber auch sehr beeindruckend. Ich habe die Inszenierungen von Einar Schleef noch gesehen, und auch sein Buch „Droge Faust Parsifal“ ist für mich in dieser Hinsicht ein Meilenstein.
Sie verwenden den Chor als Kunstmittel. Es gibt ja aber auch die andere Tendenz, den Chor als Laienchor, als vermeintlich authentischen Repräsentanten von Wirklichkeit auf die Bühne zu stellen.
Und Tasso nur mit echten Tassen. (lacht) Chor ist für mich per se etwas Künstliches, mein Bewegungschor in „Metropolis“ zum Beispiel besteht zwar aus Laien, aber ich habe mit denen so gearbeitet, dass sie etwas Künstliches geworden sind. Der Chor ist ein künstliches Gebilde, ein Kunstwerk, und als solches muss er...