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Film: Hass und Begehren
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Die Menschenbaustelle – Bühnenexperimente am Bauhaus Dessau (02/2014)
Für seinen vorherigen Film „Nader und Simin – Eine Trennung“ erhielt der iranische Regisseur Asghar Farhadi nicht nur den Goldenen Bären der Berlinale, sondern auch den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Prompt folgte eine Einladung nach Frankreich, wo der internationale Autorenfilm noch immer am intensivsten behütet, diskutiert und gefördert wird. Hier erhielt Farhadi die Möglichkeit, Le Passé – Das Vergangene zu inszenieren, ebenfalls ein Film über familiäre Konflikte, Verschwiegenes und Verborgenes, Schuld und Vergebung. Ein dichtes, in jeder Nuance erregend gespieltes Drama, das beim Festival in Cannes zu Recht mit der Goldenen Palme geehrt wurde.
Erzählt wird von Ahmad, der aus Teheran nach Paris zurückkehrt, um nach vier Jahren der Trennung von seiner Frau Marie die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Doch Ahmad wird schnell in die Konflikte involviert, die Marie belasten: Ihre 16-jährige Tochter hasst den neuen Partner der Mutter; und auch dessen fünfjähriger Sohn leidet unter den Verhältnissen. Farhadi skizziert eine Folge leiser, intensiver Eruptionen, aus denen das Gesamtbild eines zum Zerreißen gespannten familiären Netzes entsteht. Ein emotional wahrhaftiges Kammerspiel.
Wer Lars von Triers Nymph()maniac darauf reduziert, dass der derzeit wohl umstrittenste Regisseur des intellektuellen Weltkinos nun auch mal einen Porno gedreht habe, liegt gründlich daneben. Sicher: Ein Film...