Kolumne
Der kubanische Komödiant
Lass dich, Fremder, übers Ohr hauen
Erschienen in: Theater der Zeit: Unter Druck – Das Theater in Ungarn (04/2018)
Assoziationen: Debatte
In Havanna hast du den ganzen Tag Theater. Du bezahlst keinen Eintritt, weil das Theater auf der Straße spielt, doch wenn du nicht auf der Hut bist, bezahlst du am Ende mehr, als eine reguläre Eintrittskarte kostet. Und das Seltsame ist: Du bezahlst diesen Preis gern, weil du eine außergewöhnliche Komödie gesehen hast. Du bezahlst dafür, dass du am Ende als Depp dastehst.
Natürlich gibt es in Kuba auch Theater, wie du es kennst. Eintrittskarte, Aufführung, Applaus. Und danach hältst du dich für klüger oder dümmer, aber niemals für einen Deppen, der du so gerne mal wieder sein würdest, da er in jedem von uns steckt. Im kleinen Ludi Teatro zum Beispiel, unten in einer früheren Garage und schwer zu finden, spielen sie „Aprender a nadar“, „Schwimmen lernen“, von Sasha Marianna Salzmann. Eigentlich spielen sie dort das Stück schon nicht mehr, aber weil der Regisseur Miguel Abreu Besuch bekommen hat von einem Freund, der die Inszenierung sehen will, spielen sie es nun doch noch einmal, um zwölf Uhr mittags, was zwar keine Theaterzeit ist, aber egal. In Kuba wird immer Theater gespielt, und so stört sich keiner daran, im Gegenteil, fast alle Stühle sind besetzt.
Dieser Abend, der jetzt ein...