Schon im Oktober 2016, mehr als eineinhalb Jahre vor ihrem Amtsantritt, hatte Carena Schlewitt bei ihrem ersten Dresdner Auftritt als künftige Intendantin erklärt, dass sie „Hellerau nicht komplett neu erfinden“ wolle. Das seit September 2018 laufende erste Halbjahresprogramm bestätigt den Eindruck, dass sich hier niemand auf Kosten der Vorgänger profilieren muss und auf Trümmern sein Wunschgebäude errichten will. Dieter Jaenicke, der nach neun Jahren zur Internationalen Tanzmesse NRW in Düsseldorf wechselte, hinterließ ja eine stabile, im Bewusstsein des Dresdner Kulturbürgertums verankerte und international profilierte Spielstätte. Und er zeigte sich in Hellerau als ein ebenso angenehmer Mensch wie Carena Schlewitt, vielleicht etwas eitler als seine unprätentiös auftretende Nachfolgerin.
Man kann darüber spekulieren, ob dies an der ostdeutschen Herkunft der 1961 in Leipzig geborenen Theaterwissenschaftlerin liegt. Das Haltestellensymbol als Logo, das vor einem Jahrzehnt die Dresdner zum Besteigen der Straßenbahnlinie 8 Richtung Festspielhaus animieren sollte, ist dem schlichten Schriftzug „Hellerau“ gewichen. In der Ära Jaenicke haben sich die Besucherzahlen im Europäischen Zentrum der Künste vervierfacht, 43 000 kamen zuletzt jährlich. An der Akzeptanz des der Gegenwartskunst und dem künstlerischen Labor verschriebenen „Grünen Hügels“ in zehn Kilometer Entfernung vom Stadtzentrum muss die neue Intendantin nicht mehr arbeiten. Doch konstatiert sie ebenso die „gefühlte...