Wer am höchsten hinauf strebt, stürzt am tiefsten. Wer alles zu wissen glaubt, weiß irgendwann nichts mehr. Wer immer nur gewinnen will, verliert garantiert. Ist das nun höhere Gerechtigkeit oder bloß Tücke des Niedrigen? Oder ist es etwas ganz anderes: das ganz normale Leben, mit den Augen eines nach dramatischen Wendepunkten fahndenden Regisseurs betrachtet?
Wo ist überhaupt oben und unten, vorn und hinten in dieser Welt? Matthias Thieme erzählt in seinen Inszenierungen besonders gern von Menschen, die aus lang eingeübten Rollen fallen, sich im Ausnahmezustand wiederfinden. Manchmal zerbrechen sie ihre Rollen selbst, aus Mutwillen, nicht ahnend, welche Folgen das haben wird (Faust), manchmal geschieht es einfach so, wie ein Unglück, das man hätte kommen sehen sollen, aber nicht sehen wollte. Was gewinnt, wer die Fassung verliert? Einige dramatische – mitunter allerdings auch finale – Momente, die man schon längst nicht mehr für möglich hielt.
Gib mir irgendeine Geschichte und ich stelle sie so auf die Bühne, dass so mancher, der es sieht, Lust auf Revolution im eigenen Leben bekommt! So kann man den Eindruck der Inszenierungen von Matthias Thieme zusammenfassen. Immer eine Feier der Hochenergie, die sich auf alle Beteiligten, auch die Zuschauer, überträgt. Und manchmal greift er auch bewusst...