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Film: Wenn Gebäude sprechen könnten
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Mirco Kreibich: Brüchiger Zeitspieler (06/2014)
Die Idee stammt von Wim Wenders: Nach seinem berührenden Porträtfilm über die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch wollte er die 3-D-Technik nun dazu nutzen, die „Seele von Bauwerken“ zu erforschen. Er lud sich selbst und fünf Regiekollegen dazu ein, dokumentarische Essays über Kathedralen der Kultur zu entwerfen: Konzertsäle, Opernhäuser, Bibliotheken oder Kulturzentren sollten gleichsam dazu angeregt werden, ihre Geschichte und ihr Wesen aus eigener Perspektive zu skizzieren, frei nach dem Motto: „Wenn Gebäude sprechen könnten, was würden sie uns erzählen?“
Der in diesem Kontext ungewöhnlichste Beitrag stammt von dem Dänen Michael Madsen, der sich im norwegischen Halden-Gefängnis umsah und dessen Architektur als Beitrag zu einem humanistischen Strafvollzug würdigt. Der brasilianische Regisseur Karim Ainouz war im Pariser Centre Pompidou; der Schauspieler Robert Redford porträtierte ein biologisches Forschungszentrum in San Diego, die Dänin Margreth Olin die futuristische Oper in Oslo. Wim Wenders selbst nahm sich die in den 60er Jahren von Hans Scharoun erbaute Berliner Philharmonie vor, die bis heute als Zeichen der architektonischen Moderne gilt. Die Art und Weise ist allerdings gewöhnungsbedürftig: Die Wogen sentimentaler Künstlichkeit schlagen hier hoch, das Ganze wirkt bisweilen unfreiwillig komisch.
Die schönste Episode des Films stammt von dem Österreicher Michael Glawogger, der im April, nur 54-jährig,...