Hinterm Haus steht der Deich. Zwei Kilometer flussabwärts das Weserstadion, drei Kilometer flussaufwärts die Hafencity, der Flughafen auf der anderen Weserseite, das Theater dazwischen, das war’s – natürlich nicht. Aber Bremen, Landeshauptstadt und Bundesland, seit 1946 sozialdemokratisch regiert, sieht sich selbst gern als das gallische Dorf mitten in Niedersachsen. Im Ostertorviertel, wo das Dreispartenhaus steht, haftet den Bewohnern durchaus etwas Widerständiges an. In dem etwas in die Jahre gekommenen linken Milieu sind die Grünen mit über 40 Prozent die stärkste Partei. „Da ist ‚Hair‘ eigentlich das richtige Stück“, witzelt Generalintendant Michael Börgerding. Weil man aber nicht vom Viertel auf die gesamte Stadt schließen darf, stehen neben dem Musical auch noch weniger hitverdächtige Stücke auf dem Spielplan, Großstadtstücke, „Schimmernder Dunst über Coby County“ etwa oder „Kleiner Mann – was nun?“.
Im Intendantenbüro gibt er sich dann selbst ganz grün: „Das ist ja schon eine gigantische Holzverschwendung“, sagt Michael Börgerding und zeigt auf den Stapel Spielzeitbücher, die er in den vergangenen Wochen zugeschickt bekommen hat. Bei seinem Antritt in Bremen zur Spielzeit 2012/13 wollte er nicht mal einen Leporello anbieten. Er hatte gedacht, dass sich den heutzutage eh keiner mehr an die Wand hängt. Fälschlicherweise, wie der Gegenwind bewies. Die Leporellos hat...