Theatererfahrung der Eltern
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Sind die Eltern ins Theater gegangen?
Die Eltern sind dauernd ins Theater gegangen. Und vor allen Dingen sind sie auch sehr viel in Konzerte gegangen. Deshalb ist es umso verwerflicher, dass meine Mutter mir das Klavierspielen lernen ausgeredet hat. Ich solle erst in der Schule besser werden. Das hätte sie nicht tun dürfen. Meine Mutter war eine hochgradig engagierte Gustaf-Gründgens-Verehrerin. Sie hatte ihn natürlich noch im Krieg erlebt, im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, sie muss überhaupt einiges in Berlin im Krieg gesehen haben. Weiterhin war sie eine große Verehrerin von Erich Schellow, der im Schillertheater die klassischen Helden spielte, und von Boleslaw Barlog, der es geschafft hatte, in Westberlin einen Gegenentwurf zum Ostberliner Theater zu machen bzw. überhaupt einen Wiederaufbau. Das Schillertheater war ja zerstört. Das Hebbel-Theater existierte als einziges, wesentliches, wo Fritz Kortner seine ersten Aufführungen machte. Aber der Name Kortner ist nicht gefallen, nur der Name Jürgen Fehling, weil Fehling als Gast im ‚Klaußner‘ sich unmöglich gemacht hatte. Es ist ja bekannt, dass Fehling in späteren Jahren psychisch nicht mehr ganz gesund war und er wohl durch ungeheure Schweinigeleien aufgefallen war, wie man das nannte. Obszönes Auftreten, obszöne Reden.
Ein Tourette-Syndrom?
Wahrscheinlich. Er bekam dann Lokalverbot.
Friedrich Luft und...