Wie bereite ich mich auf eine erste Probe vor?
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Erste Fragen am Beginn eines Probenprozesses:
Interessiert mich ein Stoff, ein Material, eine Szene oder ein Stück wirklich?
Beunruhigt es mich?
Will ich eine geraume schöpferische und anstrengende Zeit damit verbringen?
Wie bekannt oder unbekannt ist mir die Problematik?
Welche eigenen Erfahrungen binden sich an den Stoff?
Wie sammeln sich erste Umsetzungsideen? Aus dem Stoff oder über den Stoff?
Habe ich nur eine große Idee oder einen Haufen, im Material herumvagabundierende?
Wo finden sich meine besonderen Zuneigungen?
Welche Bedenken treten auf?
Erregt mich das Material? Wie viel Welt enthält es?
Zweite Fragen:
Was weiß ich von dem Dichter, seinem Werk und seiner Zeit?
Kenne ich Werkentstehung und Werkgeschichte?
Nutze ich Eigenaussagen des Dichters?
(Diese Fragen machen mich nicht zu einem Traditionalisten, sondern nur zu einem Neugierigen.)
Finde ich historisch Entstandenes in der Gegenwart wieder oder muss ich andere Akzente setzen?
Welche realen Umsetzungsmöglichkeiten stehen mir zur Verfügung (Spieler, Raum, Zeit, Technik usw.)?
Wie formuliere ich meine Absichten und Ziele und beschreibe die Thematik des Stoffes so, dass sie die Spieler erreichen und für ihre engagierte Mitwirkung werben?
Wie benenne ich meine Anliegen so offen und so „unfertig“, dass die Spieler Möglichkeiten zum Mitgestalten erkennen?
Welches Material stelle ich zur...