Barblin weißelt und weißelt. Immer wieder taucht die junge Frau die Finger der rechten Hand in den Eimer mit weißer Farbe und streicht dann über winzige Stellen der rechten Bühnenwand. Eine ziemlich absurde Tätigkeit, schließlich hat Ausstatterin Selina Traun einen weißen Kasten auf die Bühne des Theaters Paderborn gestellt, den keinerlei Flecken verunstalten. Der äußere Anschein ist makellos. Das Material, aus dem der Boden und die drei Wände bestehen, erzählt jedoch eine andere Geschichte. Die Styroporplatten sind zwar von einem unschuldigen Weiß. Aber sie können jederzeit bröckeln oder gar ganz zerbrechen. Die Botschaft ist so eindeutig wie Max Frischs 1961 uraufgeführtes Lehrstück. Das Leben der Andorraner ist eine Lüge. Ständig führen sie Worte wie „Frieden“, „Freiheit“ oder „Menschenrechte“ im Mund. Doch ihre Handlungen zeugen nur von ihrem Opportunismus und ihren Ressentiments. Und das weiß die von Gesa Köhler gespielte Barblin, nur will sie es sich nicht eingestehen. Also weißelt sie, wo es nichts zu weißeln gibt, immer in der Hoffnung, dass die Lüge zur Wahrheit wird.
Anders als Laura Linnenbaum, die vor knapp einem Jahr in Münster bewusst auf Distanz zu Frischs Parabel gegangen ist, nähert sich Tim Egloff dem Text beinahe ehrfürchtig. Er hat ihn nur ein wenig gestrafft...