Thema: who’s next?
Tänzerin im Sturm
Die Dresdner Schauspielerin Lea Ruckpaul
von Gunnar Decker
Erschienen in: Theater der Zeit: Song of Smoke – Der Regisseur und Musiker Thom Luz (05/2015)
Das hört sie gar nicht gern: Tänzerin?! Auf der Schauspielschule hat man immer wieder gesagt: Nicht tanzen, Lea, spielen! Und jetzt erkläre ich ihr als Erstes, dass ihr Spiel auf mich wirke wie ein einziger, nicht endender Tanz. Tatsächlich wollte sie mal Tänzerin werden, aber damit hat sie abgeschlossen, als sie beschloss, Schauspielerin zu werden, das glaubte sie jedenfalls.
Seit der Premiere von Wolfgang Herrndorfs „Bilder deiner großen Liebe“ in der Spielfassung von Robert Koall (Regie Jan Gehler) ist das Kleine Haus des Staatsschauspiels Dresden immer ausverkauft. Fast zwei Stunden Solo Lea Ruckpaul als Mädchen Isa allein mit einem labyrinthischen Text und Holger Hübner in verschiedenen Männerrollen zum Anspielen. Sie tanzt sich da durch. Es beginnt als exzessiver Schattentanz hinter einer halbtransparenten Leinwand. Sie dreht und windet sich, eine Feder, aber eine aus Stahl, biegsam gewiss, aber nicht zu beugen und schon gar nicht zu brechen.
Das Mädchen Isa bringt sich selbst zur Welt. Es ist ihre eigene Welt, die sie fortan erkundet. Unbeirrbar barfuß wandert sie, nein, sie hüpft, springt, kriecht, klettert, fällt immer ein Stück weiter voran, manchmal mitten hinein in scharfe Scherben aus Glas oder den Morast des Lebens. Macht alles nichts, sie geht, sie hungert dem...