Die geteilte Szene
Michael Frayn, Noises Off (1982)
Erschienen in: Recherchen 115: Auftreten – Wege auf die Bühne (11/2014)
Zu den splendiden, den stellaren ebenso wie zu den regelgerechten und den respektablen Auftritten, die in den Beiträgen dieses Bandes untersucht werden, verhalten sich die Auftritte in Michael Frayns Noises Off eher komplementär. Wie störungsanfällig sich andere Szenarien des Auf- und Abtretens auch immer darstellen mögen, und wie instabil manches Auftrittsprotokoll bei näherer Betrachtung erscheinen mag: Mehr als andere markiert diese Komödie den Wechsel aus den Registern der seriösen Auftrittsgestaltung in die von Juliane Vogel konturierte Typologie des Misslingens und des Scheiterns594 – und ist innerhalb dieser Typologie vor allem mit den weniger subtilen Form- und Auftrittskrisen befasst. „Frayn’s apotheosis of the farce form“, so nannte ein Theaterkritiker Noises Off ein paar Tage nach der Premiere,595 und dem ist nicht viel hinzuzufügen, nur dass die Farce ihre eigenen Protokolle kultiviert und die Partitur des Misslingens durchaus als Präzisionsarbeit betrachtet werden kann.
Teilungen I: Die geteilte Szene
Noises Off ist eines jener Theaterstücke, die gerne als Theater-im-Theater bezeichnet werden, was in diesem Fall bedeutet, dass man es nicht mit einer, sondern mit zwei etwas durchgedrehten Komödien zu tun bekommt. Einer ersten mit dem Titel Noises Off, laut Untertitel „A Play in Three Acts“, die in den meisten Aufführungen...