Essay
Was ist das, eine Akademie?
von Barbara Gronau
Erschienen in: DAS FLÜCHTIGE GESTALTEN – 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding (11/2023)
Assoziationen: Theatergeschichte Bayern August Everding
Als der Bayerische Kultusminister Hans Zehetmair und der Generalintendant der Bayerischen Staatstheater August Everding am 18. Oktober 1993 im Gartensaal des Prinzregententheaters die Theaterakademie eröffneten, erinnerten sie an die fast zweihundert Jahre alte Forderung „nach einer Institution, in der […] für die verschiedenen Theaterberufe ausgebildet wird“.1 Tatsächlich reicht die Klage über fehlende Ausbildungsstätten im deutschsprachigen Raum bis in das 18. Jahrhundert und die Entstehung bürgerlicher Stadttheater zurück. Während der Unterricht in Malerei, Bildender Kunst und Musik vor allem in Italien und Frankreich seit dem 17. Jahrhundert mit großem Erfolg entwickelt worden war, gab es für die Darstellenden Künste lange Zeit nichts Vergleichbares. Das lag nicht nur am fehlenden Geld, sondern auch am Image des Theaters. Eine flüchtige Kunst, deren zentrales Darstellungsmedium der Körper ist, die das Leben durch Verwandlung und Sinnlichkeit wiedergibt, in der tragische Emotionen oder überbordende Komik die Grenzen des Rationalen sprengen und in der sich Kollektive über Standesgrenzen hinweg öffentlich versammeln, hat immer wieder Skepsis und Kritik hervorgerufen.2 Wirksam wurde sie nicht nur in Zensur oder Theaterschließungen, sondern auch in der Verweigerung ihrer Akademisierung. Erst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gelang es, die Darstellenden Künste als systematisch erlernbare Berufsfelder anzuerkennen und sie damit...