Protagonisten
Der Friedenskämpfer
Dem Schauspieler Fred Düren zum Gedächtnis
Erschienen in: Theater der Zeit: Jürgen Holtz – Schauspieler und Scharfdenker (04/2015)
Assoziationen: Akteure
Aus Jerusalem erreicht uns die Nachricht vom Tod Fred Dürens, des Schauspielers, der ein Vierteljahrhundert lang eine Hauptgestalt in Theater und Film jenes östlichen Deutschlands war, das von den Rückwanderern aus Fluchtländern in Ost und West sein geistiges und künstlerisches Profil erhielt. An der Schauspielschule des Deutschen Theaters erhielt das 1928 geborene Arbeiterkind seine erste Ausbildung, nach Engagements in Potsdam, Ludwigslust, Wismar, Schwerin kam er ans Berliner Ensemble. Dort warf sich der 26-Jährige im „Kaukasischen Kreidekreis“, der Aufführung, mit der Brechts Theater Paris und London eroberte, zusammen mit Benno Besson in die schwere Rüstung der beiden Panzerreiter, die der flüchtigen Magd ins Gebirge nachsetzten, um ihr den geretteten Säugling wieder abzunehmen; schon in dieser winzigen Rolle prägte er sich in Tonfall und Haltung unverwechselbar ein.
Besson und Düren – die Verbindung war folgenreich, im Bund mit andern stellten diese beiden einige Jahre später das Berliner Theater auf den Kopf. Oder auf die Füße? In der Spur dessen, was Brecht Verfremdung genannt hatte, ein genuin komödisches Verfahren, machten sie ein Theater des geschwinden Denkens und der beweglichen Glieder, und sein Ort hätte wohl das Berliner Ensemble sein können, an dem Düren 1955 in Ostrowskis „Ziehtochter“ den trunksüchtigen Negligentow mit der neurasthenischen...