1969 – Rückkehr nach Berlin zum Studium
von Burghart Klaußner und Thomas Irmer
Erschienen in: backstage: KLAUSSNER (09/2019)
Als Sie zum Studium nach Berlin zurückgingen, waren Sie ja nicht gleich auf der Max-Reinhardt-Schule. Warum?
Meine Mutter wollte, dass ich Akademiker werde oder zumindest ein entsprechendes Fach anfange. Sie selber hatte ein Kunstgeschichtsstudium auf der Humboldt Universität begonnen und gehörte zu den Gründungskindern der Freien Universität. Das war ihr Mythos. Ich sollte es auch in dieser Richtung versuchen. Es war natürlich die Hochzeit der 68er-Bewegung, und die Uni war in heller Aufregung. Ich habe dann Germanistik nicht wirklich studiert und in Theaterwissenschaft ein bisschen rumdilettiert, ein paar Vorlesungen gehört, vor allem aber ein paar Seminare besucht u. a. bei meinem heute noch befreundeten akademischen Urvater Arno Paul. Arno hatte im selben Jahr seine Dozentur begonnen wie ich mein Studium. Wir waren genau zehn Jahre auseinander, beide Anfänger und hatten eine ähnliche Vergangenheit: Arno hatte in München studiert. Ich war in Bayern zur Schule gegangen. Wir kannten unseren Karl Valentin und Arno erschien in halblangen Lederhosen zu seinen Vorlesungen.
Mit Manfred Wilke machten wir interessante Seminare über das Theater im Dritten Reich und besuchten als Zeitzeugen, so habe ich auch den noch kennengelernt, den berühmten Kritiker Herbert Jhering in seinem Dahlemer Haus. Das war natürlich wirklich sehr spannend, diese Sachen...