Theater der Zeit

Inzwischen ist das Theater aus Flandern und den Niederlanden in Deutschland angekommen...

von Alexandra Koch und Jörg Vorhaben

Erschienen in: Recherchen 67: Go West – Theater in Flandern und den Niederlanden (06/2009)

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Inzwischen ist das Theater aus Flandern und den Niederlanden in Deutschland angekommen. Einige ihrer Regisseure werden in den kommenden Jahren führende deutsche Sprechtheater leiten, und schon seit vielen Jahren stehen zahlreiche Theaterstücke aus beiden Ländern vor allem auf den Spielplänen der Kinder- und Jugendtheater. Aber auch im Abendspielplan finden sich mit Judith Herzberg, Arne Sierens und Tom Lanoye Autoren aus diesem Sprachraum wieder. Dennoch gibt es in beiden Ländern auch eine neue Generation von Theatermachern und Autoren, die die Grenze noch nicht oder erst sehr zaghaft überschritten haben. Diese gilt es in diesem Buch vorzustellen und auf sie neugierig zu machen. Wir haben acht Autoren gebeten, die neuen Trends und Macher zu beschreiben. Alle Autoren sind selbst auf diesem Feld tätig und können uns so einen direkten Eindruck vermitteln. Uns ist bewusst, dass dies eine sehr subjektive Auswahl ist, aber wir sind uns sicher, dass es auf jeden Fall spannende Begegnungen werden. Den Anfang machen Alexandra Koch und Erwin Jans, zwei ausgewiesene Kenner der neuen flämischen und niederländischen Dramatik, die sich über die Gegenwartsdramatik in beiden Ländern austauschen. Es folgt eine Diskussion zwischen den Autoren Laura van Dolron, Jeroen Olyslaegers, Klaas Tindemans und Eric de Vroedt über ihre jeweilige Art zu schreiben. Anja Krans gibt eine Kurzeinführung in die niederländische Theatergeschichte seit Aktie Tomaat, die dann Hana Bobkova mit einem Blick auf die zur Zeit tonangebenden jungen Regisseure erweitert. Mark Cloostermans, belgischer Theaterkritiker, hat sich den neuen Tendenzen im flämischen Theater, die auch in einem Bericht über »Het Theaterfestival« beleuchtet werden, zugewendet. Daneben gibt es noch zwei Ausflüge in Spezialgebiete: Marijn de Langen beschreibt das niederländische Phänomen Mime und Klaas Tindemans hat bei der Betrachtung des flämischen und niederländischen Kinder- und Jugendtheaters ausgemacht, dass es keine Kinder mehr gibt.

Neben diesen Berichten über das Theaterschaffen in Flandern und den Niederlanden haben wir acht Theatermacher bzw. Gruppen gebeten, sich selbst einem Publikum vorzustellen, das sie nicht kennt. Dabei sind Texte und Collagen entstanden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber gerade deshalb einen Eindruck der jeweiligen Persönlichkeit geben.

Ausgangsbasis für dieses Buch war das Festival »Go West - Neue Dramatik aus Flandern und den Niederlanden«, das im April 2008 am Oldenburgischen Staatstheater stattfand. In diesen vier Tagen wurden dem Publikum mit Lesungen, Diskussionen, Gastspielen und Repertoireaufführungen zwanzig Autoren aus den beiden Ländern vorgestellt. Sechs Theaterstücke wurden für GO WEST übersetzt. Für den Abendspielplan waren das TYRANNEI DER ZEIT von Stefan Hertmans, Paul Pourveur und Claire Swyzen, DIE KLAGE von Marijke Schermer und MIGHTYSOCIETY4 von Eric de Vroedt. Fürs Kinder- und Jugendtheater waren es RESTMÜLL von Ko van den Bosch, BOMBEN IN DER SUPPE von Joris Van Den Brande und Jan Sobrie und BULGER von Klaas Tindemans, das dann in Berlin den Preis des Berliner Stückemarktes bekam. Die Auszüge aus den Stücken bilden den zweiten Teil dieses Buches. Wenn dieses Buch erscheint, wird BULGER schon seine deutsche Erstaufführung am Maxim Gorki Theater gehabt haben. Seine praktische Fortsetzung wird dieses Buch im Februar 2010 finden, wenn es am Oldenburgischen Staatstheater wieder heißt: »Go West«, und einige der hier beschriebenen Theatermacher mit Gastspielen präsent sein werden. Wir wünschen Ihnen eine spannende Expedition in eine sehr lebendige Theaterlandschaft.

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