Magazin
Ich wollte nie was werden
Zum Tod des Dokumentarfilmers Peter Voigt
von Stephan Suschke
Erschienen in: Theater der Zeit: Song of Smoke – Der Regisseur und Musiker Thom Luz (05/2015)
Am 12. März 2015 ist Peter Voigt in Berlin gestorben. Als seine Tochter mir seinen Tod am Telefon mitteilte, überfiel mich eine tiefe Traurigkeit, die anhält. Peter Voigt war jenseits seiner Künstlerexistenz ein außergewöhnlicher, ein besonderer Mensch. Dieses Besondere bestand in seiner freundlichen Unaufgeregtheit. Er wollte nie etwas werden und hatte das Glück, nie etwas werden zu müssen. Deshalb ist er etwas geworden. Er hat sich nicht so wichtig genommen, ein Flaneur des Geistes mit einer klaren Haltung. Er war für mich nie ein alter Mann. Das lag an seiner Leichtigkeit. Der Altersunterschied spielte keine Rolle, weil nichts Auftrumpfendes in seinem Wesen war. Ich mochte ihn sehr gern. Er fehlt mir. Ich habe ihn zu wenig gefragt.
Begegnet bin ich ihm das erste Mal 1987 bei Müllers „Lohndrücker“-Inszenierung, für die er mehrere Filme gedreht hat. Mitte der 90er Jahre tauchte er öfter im Berliner Ensemble auf, irgendwann lernten wir uns kennen – ein loser, aber ständiger Kontakt entstand.
Voigts Vater war Regisseur, er wurde 1939 Intendant im Theater der besetzten Stadt Bromberg. Den Nachkrieg verbrachte die Familie in Braunschweig, bis Voigts Vater 1949 Operndirektor in Leipzig wurde. Der Westen war für Voigt zu sauber, zu neu, zu frisch lackiert: „Da...