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Film: Der Traum vom großen Glück
von Ralf Schenk
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Im vergangenen August war Birdman von Alejandro Gonzáles Iñárritu der viel umjubelte Eröffnungsfilm des Festivals in Venedig: die Geschichte des Schauspielers Riggan Thomson (Michael Keaton), der vor langer Zeit in der Rolle des Superhelden Birdman, eines sagenhaften Wesens zwischen Mann und Raubvogel, berühmt geworden war, seit langem aber nichts Rechtes mehr zustande gebracht hat. In seinem Film, in dem Stunden und Tage wie schwerelos ineinander übergehen, begleitet Iñárritu seinen Helden beim Versuch eines Comebacks. Um im Gedächtnis des Publikums nicht auf ewig mit der alten Rolle des Vogelmenschen verbunden zu bleiben, strengt Thomson eine ambitionierte Inszenierung am Broadway an, ein Kunst-Stück, mit der er sich, gleich im Doppelpack als Regisseur und Hauptdarsteller, selbst zu feiern gedenkt. Doch ganz so einfach ist das nicht: Seine Tochter (Emma Stone), die er über Jahre missachtete und die er nun als Assistentin engagiert, kämpft noch immer gegen ihre Drogensucht. Und mit dem exzentrischen Mike (Edward Norton), den er als seinen Bühnenpartner ins Boot nimmt, holt sich Thomson zugleich auch einen potenziellen Rivalen um Ruhm und Erfolg an den Hals.
Das alles wird zu einer vielschichtigen Tragikomödie mit rhythmisch-fiebrigem Jazzsound und einer mal elegischen, mal absurden Grundstimmung verdichtet: Fantasie und Realität, Theater und Wirklichkeit gehen...