Der spätherbstliche Anfang im Bochumer Schauspielhaus und den Kammerspielen wurde gefeiert – vielleicht umso mehr, weil man ihn nach der ungewöhnlich langen Sommerpause so sehr herbeigesehnt hatte. Ein anderes Bühnenleben sei möglich, jubelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Johan Simons ist das recht, die guten Kritiken nimmt er gern. Gefragt, ob er denn an die glanzvollen Bochumer Epochen anknüpfen wolle – unter Peter Zadek, Claus Peymann, Frank-Patrick Steckel –, erklärt er allerdings nüchtern: „Nicht, was die Form und die Stoffe betrifft.“ Die Zeiten hätten sich geändert. Vor dreißig Jahren sei ein Ensemble lediglich in Alters- und Geschlechtergruppen eingeteilt gewesen. Anknüpfen ja, aber auf seine eigene Weise. Peter Zadek hätte gesagt: „I will do it my way.“
Als Intendant der Münchner Kammerspiele war der Niederländer, rückblickend betrachtet, ein Link zwischen Frank Baumbauer und Matthias Lilienthal – eine Linie, die sich inzwischen darstellt als eine unaufhaltsame Entwicklung vom klassisch-gediegenen Ensemble- und Literaturtheater à la Dieter Dorn zu hippen Performance- und Diskursbühnen. Versteht man Simons und seinen Chefdramaturgen Vasco Boenisch richtig, gibt es aber eine goldene Mitte: ein Ensembletheater, das Textinterpretationen, aber auch Performance und Diskurs könne. Das Ensemble sei und bleibe der entscheidende Faktor. Boenisch erklärt, das Engagement und die Energie der...