Holger Teschke, den Reformator Johannes Bugenhagen, der besonders in Pommern missionierte und darum den Beinamen Doctor Pomeranus bekam, kennt man als Weggenossen Luthers, doch der Name des Rostocker Kaplans zu St. Petri Joachim Slüter, der ab 1517 in Rostock lebte und dort auch 1532 starb, war mir bislang völlig unbekannt. Wie ging es Ihnen, wie begegneten Sie Slüter?
Ich wusste, dass Slüter auf Plattdeutsch gepredigt hatte und dass es ein Gerücht gab, er sei wegen seiner radikalen Predigten vergiftet worden. 2015 kam das Angebot vom Volkstheater Rostock, ein Stück über Slüter und den Beginn der Reformation in Mecklenburg zu schreiben. Das war der Anstoß, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen.
Wie muss man sich diesen Menschen des 16. Jahrhunderts vorstellen?
Bei meinen Recherchen zur Stückfassung von „Ingrid Babendererde“, die ich für Sewan Latchinian am Volkstheater Rostock schrieb, stieß ich im Güstrower Schloss auf eine alte Johannes-Figur aus einer Ölberggruppe, die mich an Ernst Barlachs „Lesenden Klosterschüler“ erinnerte. Ich bin davon überzeugt, dass Barlach von dieser Figur, die ein Rostocker Meister um 1430 für das Kloster Dobbertin schuf, inspiriert wurde. Es ist der verinnerlichte Typus eines Gläubigen, der ganz die unio mystica, die Einheit mit Gott, verkörpert. Das, was die...