In einem Jahr mit geschlossenen Sälen stellte es sich als Vorteil heraus, dass es weder ein Theater noch ein Kulturhaus im kleinen Dorf Dale in Westnorwegen gibt. Hier organisiert das Regie-Paar Torkil Sandsund und Miriam Prestøy Lie seit 2013 ein Festival. Als sie das Programm für dieses Jahr planten, hatten sich ressourcenstärkere Festivals bereits genötigt gefühlt, ihre Ausgaben aufgrund von Corona abzusagen. Die Unsicherheit in der Theaterszene war demnach groß, weswegen sich Sandsund und Prestøy Lie in der Verantwortung sahen, ein Zeichen der Hoffnung zu setzen. Das Festival ins Internet zu übertragen, war für sie keine Option. Sie hätten es als „Armutszeugnis“ empfunden, nicht nur für die Kunst, sondern auch für ihr Theaterfestival, das in erster Linie ein Treffpunkt sein soll: ein Live-Erlebnis, bei dem sich Kunst und Publikum, darunter viele Weitgereiste, begegnen. So gaben die Festivalleiter den Künstlern den Auftrag, neue Arten der Publikumsbegegnung zu erforschen.
Der Choreograf Jonas Øren tanzte zehn Tanzsolos in zehn verschiedenen Gärten, andere Inszenierungen spielten sich in Bootsschuppen, den Privatautos des Publikums (angeleitet via Handy) oder draußen auf dem Fjord ab. Das eigentliche Flaggschiff des Festivals aber war „Fotballspelet“ (Fußballspiel), die neuste Arbeit von Vegard Vinge und Ida Müller. Ursprünglich nur als Ausstellung ihrer...