Theater der Zeit

SCORES – Insert Tanzquartier Wien

Opening (Stadt) Parcours

Erschienen in: Theater der Zeit: Jammer und Glorie – Der Regisseur Krzysztof Warlikowski (12/2014)

Assoziationen: Österreich Tanz

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»Es ist Zeit, dass es Zeit wird!« (Paul Celan)

KMET Theseustempel 1, Volksgarten

Thomas Jelinek Palais Ephrussi 1, Universitätsring 14

Anna Mendelssohn Café Griensteidl 1, Michaelerplatz 2

Milli Bitterli Schottengymnasium 1, Freyung 6

Ana Hoffner Sigmund Freud Museum 9, Berggasse 19

 

Das Tanzquartier Wien lud zur Saisoneröffnung am 26. und 27. September 2014 fünf PerformerInnen ein, in Dialog mit Edmund de Waals künstlerischer Arbeit Lichtzwang, die vom Kunsthistorischen Museum Wien vom 30. April – 5. Oktober 2014 im Theseustempel der Wiener Innenstadt installiert war, und ausgehend von Orten und Erzählungen aus seinem Buch Der Hase mit den Bernsteinaugen – Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi, eigene performative Arbeiten zu entwickeln.

Edmund de Waals Roman handelt von der/n Geschichte(n) der jüdischen Familie Ephrussi, die sich anhand eines Familienerbes, einer Sammlung von Netsuke, kleinen japanischen Schnitzereien, aufrollt. Die Erzählung beginnt in der Zeit vor und während den Weltkriegen und reicht bis in die Gegenwart. Neben anderen Schauplätzen wie Paris, Japan und London findet ein großer Teil der Handlung in Wien statt.

Der Einladung folgend entstand ein Performance-Parcours entlang verschiedener Handlungsorte aus dem Roman. Die Interventionen von Milli Bitterli, KMET, Ana Hoffner, Thomas Jelinek und Anna Mendelssohn setzen sich mit verschiedenen Aspekten – auch tabuisierter – Vergangenheiten zwischen individuellem und kollektivem Erinnern auseinander; manche stellen autobiografische Bezüge her oder greifen Erzählstränge auf, die in die unmittelbare (politische) Gegenwart führen. Die KünstlerInnen, die in und an den Schnittstellen unterschiedlicher Felder der zeitgenössischen (darstellenden) Kunst arbeiten, überlagern so subjektive mit allgemeineren Perspektiven und setzen historische Handlungsorte wie das Freud Museum, das Palais Ephrussi, das Kaffeehaus Griensteidl, das Schottengymnasium und den Theseustempel selbst in verschiedene auch sehr persönliche Bezüge, indem sie Orte und Aspekte des Buches von Edmund de Waal als Referenz- und Ausgangspunkte für ihre eigenen Arbeiten und mögliche Verdichtungen wählen.

 

 

Milli Bitterli gründete 2000 die Kompanie artificial horizon. Zahlreiche kollektive, kooperative und choreografische Projekte u.a. mit Christine de Smedt, Wendy Houstoun, Superamas, Christine Gaigg, Markus Schinwald, Robert Steijn, Jack Hauser, Barbara Kraus, Lisa May Post, Theater im Bahnhof und Jennifer Lacey. 2001 – 03 künstlerische Leiterin für den Bereich Training und Workshop im Tanzquartier Wien. Als Tänzerin Zusammenarbeit mit Meg Stuart, Lloyd Newson, Nigel Charnock u.a. Ausbildung an der Wiener Staatsoper und am Konservatorium der Stadt Wien in klassischem Tanz. Anschließend Reisen durch Europa und Weiterbildung zur zeitgenössischen Tänzerin.

Ana Hoffner ist mit acht Jahren aus Ex-Jugoslawien nach Wien geflüchtet. Sie ist Künstlerin, Theoretikerin und Mentorin. Sie hat das PhD in Practice Programm an der Akademie der bildenden Künste abgeschlossen und bezieht dieses Jahr das Staatsstipendium für Bildende Kunst. Ana Hoffner versteht das künstlerische Feld als Ort der Wissensproduktion. Performance-Kunst, Post-Konzept-Kunst, Nachkriegskunst, Visuelle Kulturwissenschaften, Queer Studies, Postkoloniale Studien und Trauma-Theorie werden untersucht und mit künstlerischen Mitteln bearbeitet.

Thomas Jelinek, geboren in Stockholm. Regisseur und transdisziplinär arbeitender Projekt- und Konzept-Künstler, Autor, Dramaturg und Kurator. Künstlerischer Leiter und Gründer von NOMAD-theatre, LABfactory, Mitgründer und Dramaturg der Performance-Company Liquid Loft. Davor, bis 2002, künstlerischer Leiter der interdisziplinären Künstlergruppe MESSING-network. Arbeitet an der Herstellung von kontextuellen Performance Prozessen, laborhaften Diskursräumen, medialen und situativen Rauminstallationen.

Florian Kmet ist Musiker und Komponist und Mitglied von KMET solo, Lokai, Trio Exklusiv. Er arbeitet auch in den Bereichen Film- und Theatermusik, Performance sowie Fotografie und Fotofilm. Konzertreisen nach Russland, USA, Kanada, Japan, Mexiko und Europa. Kooperationen u.a. mit Rhys Chatam, Peter Herbert, Martin Brandlmayr, Dieb 13, Max Nagl, Wolfgang Puschnig, Wolfgang Mitterer und Gunter Schneider. CD Veröffentlichungen auf Thrill Jockey, Mosz, Konkord, Tres, und Dokidoki. Absolvent der Wiener Musikhochschule. 2005 Staatsstipendium, 2011, 2012 und 2014 Arbeitsstipendien für Komposition.

Anna Mendelssohn, geboren 1976 in Wien, studierte Schauspiel in Großbritannien am Dartington College of Arts und in Bretton Hall, School of Performing Arts. Seit 2004 spielte sie in mehr als 18 Produktionen der Kompanie toxic dreams, außerdem arbeitete sie mit zahlreichen anderen Choreographen und Regisseuren u.a. David Mayaan, André Turnheim und Superamas. In ihren Arbeiten (Cry Me a River, What?, Here and Now, u.a.) interessiert sie sich für Parallelen zwischen individuellen, privaten Ereignissen und dem global-politischen Geschehen, insbesondere für die Rolle von Sprache und Rhetorik.

 

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