Gespräch
Was macht das Theater, Mohammad al-Attar?
von Thomas Irmer und Mohammad al-Attar
Erschienen in: Theater der Zeit: Wo ist Wir? – Armin Petras in Stuttgart (03/2016)
Assoziationen: Dossier: Was macht das Theater...?
Mohammad al-Attar, Ihre „Antigone of Shatila“ wird von syrischen Frauen aus dem gleichnamigen Flüchtlingslager in Beirut gespielt, das einst für palästinensische Flüchtlinge eingerichtet wurde und heute vor allem von Ihren Landsleuten bewohnt wird. Wie entstand das Stück?
Wir haben „Antigone“ zunächst als Modell genommen, um den Geschichten dieser Frauen, die ja keine professionellen Schauspielerinnen sind, einen Rahmen zu geben. Je mehr sie dann von ihren eigenen Geschichten einbrachten, umso mehr konnten wir von der „Antigone“-Stückvorlage abrücken. Die Idee für „Antigone“ als Modell hatte der Regisseur Omar Abusaada schon vor Beginn der Arbeit in dem Lager – auch für mich als Autor war das die richtige Entscheidung, um mit den furchtbaren Erfahrungen dieser Frauen im syrischen Bürgerkrieg in einer Aufführung umzugehen.
Warum „Antigone“?
Das Stück war sehr geeignet als Ermutigung für die Frauen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Wir wollten ihnen nichts aufzwingen. Sie hatten aus den verschiedensten Gründen Hemmungen, über ihre Erfahrungen zu sprechen, zumal öffentlich. Die meisten hatten bis zu diesem Zeitpunkt ein Theater nicht einmal von außen gesehen. Was sie durchgemacht haben, kannte ich selbst von meiner Flucht aus Syrien in den Libanon.
Dass sie keinerlei schauspielerische Ausbildung haben, kann man sich angesichts der hohen Disziplin ihrer Darstellung...