„Ihr werdet wieder zu Hause sein, ehe noch das Laub von den Bäumen fällt“ – mit diesen leichtfertigen Worten schickte Wilhelm II., Kaiser des Deutschen Reiches, 1914 seine Soldaten in die große Materialschlacht. Es ist die Rhetorik eines weltfremden Monarchen, die Vollmundigkeit maßloser Überschätzung. Wie fern die politische Elite jener Tage der Lebenswirklichkeit der Menschen war, demonstriert Gerhard Webers Uraufführung „‚Wahnsinn wäscht die Hände …‘ – Europa macht mobil“ am Stadttheater Trier anlässlich des Beginns des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Anhand von Depeschen und Protokollen des Sommers vor Europas Mobilisierung entwickelte er in Zusammenarbeit mit der ansässigen Universität ein Dokumentarstück über Irrungen und Wirrungen einer Diplomatie, die jeden Boden unter den Füßen verloren hat.
Was der Intendant in aufeinanderfolgenden Gesprächen zwischen Botschaftern und Regenten entwirft, ist der Sumpf einer dekadenten Kaste. Nachdem allmählich die Folgen aus dem Attentat von Sarajevo absehbar werden, sich das Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und der k.u.k. Dynastie gegen Serbien abzeichnet, beginnen teils abstruse Denkspiele der übrigen Mächte. Geschwind wechseln dazu die schwarzen Anzugträger (Christian Miedreich, Tim Olrik Stöneberg und Klaus-Michael Nix) ihre Hüte mit den jeweiligen Landesfahnen, schlüpfen von der einen Partei in die andere, wandeln zwischen russischem Billardtisch, britischem Angelteich und deutscher...