Sie blickt von ihrem Buch auf, die beiden aufgeschlagenen Seiten sind mit zahlreichen Anstreichungen versehen. Das sei in Vorbereitung auf das neue Stück, erzählt Rebekka David. In dem geht es um den Verlust der Zukunft aufgrund der Durchökonomisierung aller sozialen Beziehungen. Andreas Reckwitz’ „Gesellschaft der Singularitäten“ sei da eine hilfreiche Lektüre. Im Laufe des Gesprächs stellt sich heraus, dass sie unter anderem auch Oliver Nachtweys „Die Abstiegsgesellschaft“, Ulrich Becks „Risikogesellschaft“ und Heinz Budes „Gesellschaft der Angst“ gelesen hat. Sollte man sich wundern, dass eine Theaterregisseurin geradezu exzessiv soziologische Theorie liest? Wohl kaum. Es kann nur von Nutzen sein, die Gesellschaft möglichst genau zu kennen. Sie könnte ja auch Gegenstand des Theaters sein. Oder sollte es sein, wenn es nach David geht. Denn mit Historismus, der der Gegenwart entflieht, kann sie nichts anfangen. Das hat sie schon früh bemerkt. Bevor sie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin ein Regiestudium begann, hospitierte die 1993 Geborene am Deutschen Theater Berlin und assistierte am Theater Basel. Auf der Bühne können Probleme verhandelt werden – und warum nicht jene, welche die Menschen gerade jetzt haben?
Für ihr Stück „Nora oder Die Macht des Geschlechter-Norman“ in der Berliner Brotfabrik hat sie Henrik Ibsens...